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Feuerbräuche zu Ostern im Unteren Lavanttal

Ostern ist eine Zeit in der viele unterschiedliche Bräuche praktiziert werden. Feuerweihe und Osterfeuer gibt es weit verbreitet im Land. Im Unteren Lavanttal und angrenzenden Slowenien gibt es einige spezielle Bräuche. Am Karsamstag zeitig in der Früh gibt es bei uns die Feuerweihe. Am Friedhof neben der Pfarrkirche wird ein Feuer entzündet, welches mit einem kurzen Ritual geweiht wird. Mitglieder von allen Höfen und Häusern des Berges sind anwesend, um das geweihte Feuer nach Hause zu tragen. Mit diesem Feuer wird das Herdfeuer entzündet, damit der Osterschinken gekocht werden kann.

Das Besondere bei uns ist, dass das Feuer mit den Feuerschwämmen geholt wird. Feuerschwämme sind Baumschwämme, welche auf abgestorbenen Holz wachsen. Am besten geeignet sind Schwämme, welche auf Buchenholz wachsen, diese sind besonders hart und halten die Glut sehr lange. Gut sind auch Fichtenschwämme, während Birkenschwämme sehr schnell abbrennen. Damit der Schwamm nicht in der Hand gehalten werden muss, wird ein Draht daran angebracht.

Nachdem das Herdfeuer entzündet worden war, wurden früher auch noch die sogenannten Rauchhaufen angezündet. Rauchhaufen waren kleine Haufen aus Holz- oder Gartenabfall, welche beim Abbrennen gut und lange – möglichst bis zum Abend – rauchen mussten. Heute sind diese Rauchhaufen wegen der Rauchentwicklung und Luftverschmutzung nicht mehr erlaubt. Trotzdem sieht man da und dort im Tal am Karsamstag eine Rauchsäule aufsteigen.
Woher der Brauch der Rauchhaufen kommt, ist mir trotz Recherchen unbekannt. Ein Bauer meinte zu mir, es könnte aus dem Slawischen kommen. Genaues wird nirgendwo angegeben. Wenn das jemand von euch weiß, schreibt mir bitte einen Kommentar.

In meiner Kindheit war die Feuerweihe sehr interessant. Schon mit sechs Jahren wurden ich und meine ältere Schwester mit einem Feuerschwamm zu Fuß in der Früh zu der Kirche am Berg geschickt, welche drei Kilometer bergauf steht. Beim Weggehen war es meist noch finster, aber wir waren den Weg gewohnt, denn ein Stück weiter bergauf von der Kirche entfernt war unsere Volksschule. Bei schönem Wetter war der Weg auch leicht zu bewältigen. Der Mond war noch am Himmel und die Vögel haben gezwitschert. Was uns allerdings gestört hat, war, dass wir die einzigen Mädchen bei der Feuerweihe waren, denn von den anderen Höfen wurden nur die Söhne geschickt. Damals waren kaum Erwachsene dabei. Damals sind alle noch zu Fuß gegangen. Das Weihfeuer wurde von den damaligen Messnern auch nur aus Abfällen entfacht. Entsprechend schlecht hat es gebrannt und es war eine Kunst, die Feuerschwämme daran anzuzünden. Damit sich die Glut weiter entfacht wurden die Schwämme rasch im Kreise gedreht. Nach der Weihe sind wir dann so schnell es ging nach Hause gerannt. Es bestand die Gefahr, dass der Feuerschwamm ausgeht oder zu schnell abbrennt. Einige Male hatten wir nur Birkenschwämme und wenn der Schwamm bei der Drahthalterung anbrannte, bestand auch die Gefahr, dass der Schwamm herausfällt.

Mit der Zeit hat sich einiges geändert. Plötzlich sind einige Burschen mit Mopeds gekommen. Es war ein lustiger Anblick. Ein wegfahrendes Moped, welches eine Rauchsäule hinter sich herzog, denn die Schwämme rauchen natürlich auch. Bald sind die ersten mit Autos gekommen, die Schwämme werden einfach auch dem heruntergekurbelten Fenster gehalten. So ist es bis heute geblieben. Es kamen zunehmend Erwachsene zu der Feuerweihe, die Kinder werden nur mehr mitgenommen und sind nicht mehr verantwortlich für das Weihfeuer. Auch ich bin – sobald ich den Führerschein hatte – mit dem Auto gefahren. Dadurch der Heimweg nicht mehr so lange ist, kann ich einen Schwamm mehrere Jahre verwenden, er kann sehr leicht entzündet werden und raucht auch kaum. Den heurigen Schwamm kann ich sicherlich noch ein- bis zweimal wiederverwenden.

Der zweite Feuerbrauch ist das Osterfeuer in der Nacht von Karsamstag auf Ostersonntag.
Das allein wäre nichts Besonderes. Bei uns wird aber bei jedem Hof ein Feuer entfacht. In der Osternacht sieht man überall im Tal die Feuer aufleuchten. In besonders trockenen Jahren werden die Feuer wegen der Brandgefahr allerdings nicht erlaubt. Heuer dürfen wieder Feuer entzündet werden und wir freuen uns schon auf den wunderbaren Osterhaufen.

Unsere Osterhaufen haben allerdings einen sehr weltlichen Hintergrund. Im 15. Jahrhundert war das Lavanttal von türkischen Heerscharen besetzt. Um miteinander kommunizieren zu können, wurde unter den heimischen Bauern verabredet, Feuer zu entfachen. Dies war zufällig zur Osterzeit. Aus dem damaligen Signalfeuer ist über die Jahrhunderte das Osterfeuer entstanden. Seitdem erleuchten in jeder Osternacht hunderte Feuer das Lavanttal und das angrenzende Drautal in Slowenien.

Habt noch eine schöne Osterzeit!

– Melitta

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